Texte von Manfred Beseler

Rezeptlos

Gerade aufgewacht. Es ist halb elf, Sonntag. Nach einer Feier, die bis halb Fünf ging. Hab eben den Wasserwerken meine letzten drei Bier überantwortet und mir die Hälfte der Menge in Form von frischem Leitungswasser erstatten lassen.

Jetzt stehe ich vor dem geöffneten Kühlschrank. Er ist so gut wie leer. Die Feier gestern war zwar gut, aber zu Essen gab es nichts. Mein Kühlschrank bietet wenig mehr. Zwei Eier, eine Portionspackung Kondensmilch und eine ungeöffnete Tube extrascharfer Senf. Die Tube hatte Claudia vor drei Jahren bei mir gelassen. Ich gehe in die Vorratskammer. Außer riesigen Haufen Altpapier und einem Glas Sauerkirschen finde ich auch hier nichts. Doch! Eine halbe Packung Mehl.

Was mache ich aus all dem? Ich hab Hunger, verdammt! (...)

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(Erschienen 2007 in: Nachdenken über Rührei von Sören Ingwersen und Manfred Beseler im Franzbrötchen-Verlag)

Die Tafelrunde

Heute sind wieder zahlreiche Gäste erschienen. Rechtzeitig haben sie sich auf ihre Plätze gesetzt – bei manchen sind es längst Stammplätze – und erwarten die „Tafelrunde“. Ein Ausdruck, den Marie nicht mag. Doch sie mag die Reaktionen der Gäste und dass sie sich einen Namen ausgedacht haben für etwas, das eigentlich aus einer winterlichen Verlegenheit entstand.

„Jetzt!“, zischt jemand seinem Nachbarn zu. Die Musik wird ausgedreht und in Sekundenschnelle wird es still im Raum.

Marie schiebt die bunten Plastiklamellen zwischen Küche und Gästeraum zur Seite, lächelt den erwartungsvollen Blicken entgegen und tritt ein.

Sie geht zum Tresen, greift sich ein Stück Kreide das bereit liegt und geht durch den L-förmigen Raum zur Tafel. Dabei klopfen ihre festen Absätze eine der Stab eines Herolds auf den Boden. Sie kommt mühelos an den aufgeregt zur Seite gestellten Beinen vorbei. scheint.

(...)

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(Erschienen 2002 als "Der Satz an der Tafel" in: Kaffeehaus-Soap von Manfred Beseler im Franzbrötchen-Verlag)